Das Netzwerk "Neue Dorfmitte Mecklenburg-Vorpommern"

Erfahrungs-, Wissens- und Informationsaustausch sind Teil unserer täglichen Arbeit. Als Netzwerk der ländlichen Nahversorgung in Mecklenburg-Vorpommern fördern wir die fachliche Weiterentwicklung, den Aufbau wertvoller Geschäftsbeziehungen sowie den Beratungsprozess zwischen geförderten Dorfläden und Projektpartnern.

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24.09.2022 - Reger Austausch beim 5. Netzwerktreffen der „Neuen Dorfmitte MV“ in Grammentin

G r a m m e n t i n. Die grundsätzliche Entwicklung der „Neue Dorfmitte MV“-Läden sowie die aktuellen Herausforderungen durch steigende Energiepreise standen jetzt im Fokus beim fünften landesweiten Netzwerktreffen der Landesinitiative. Über 20 Teilnehmende aus allen Landesteilen folgten der Einladung des Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern nach Grammentin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) und diskutierten aktuelle Fragestellungen.

Tagungsort war der „Märchengarten“ in der rund 250 Einwohner zählenden Gemeinde, bei dem Antje und Mirjan Hornburg-Zeneli Dorfladen, Gastronomie und Gartenbereich in einer besonderen Atmosphäre miteinander verbinden. Grammentins Bürgermeisterin Theresa Silberstein – selbst Expertin beim Thema ländliche Versorgung – zeigte sich in ihrer Begrüßung gespannt auf den Erfahrungsaustausch, der in solch einem Netzwerk immer positiv zu bewerten sei.
Für Jörn Hollenbach, Referatsleiter im Wirtschaftsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, war es das erste Netzwerktreffen der „Neuen Dorfmitte MV“, das er selbst miterlebte. Die Offenheit der Diskussion und die immer stärker gelebte Vernetzung seien Zeichen dafür, wie wichtig der Erfahrungsaustausch im Rahmen dieser Landesinitiative sei – und das er genutzt werde. Michael Nerius, der im Ministerium die „Neue Dorfmitte MV“ betreut, berichtete, dass die Nachfrage nach dem Förderprogramm kontinuierlich anhalte.


Einen Blick über die Landesgrenze beim Thema Dorfladen ermöglichte Wolfgang Schmahl, Bürgermeister der schleswig-holsteinischen Gemeinde Gülzow im Kreis Herzogtum Lauenburg. Seit 2005 gibt es in der 1.350 Einwohner großen Kommune einen MarktTreff, der als multifunktionales Zentrum verschiedene Angebote im Ortszentrum bündelt: einen 24/7-Laden, der rund um die Uhr genutzt werden kann und zu bestimmten Zeiten personalbestückt ist („ganz wichtig auch unter sozialen Gesichtspunkten für die Kommunikation innerhalb des Dorfes“); ein Café; eine Zweigpraxis eines Arztes; einen großen Mehrzweck-Veranstaltungsraum; die Sammlung des Heimatvereins. Schmahl betonte, wie bedeutsam es sei, dass die Gemeinde sich gerade zum Aspekt der Nahversorgung bekenne und entsprechend unterstütze. Denn Einkaufen im Dorf sei ein Stück Lebensqualität, für das es sich lohne, sich zu engagieren. Bürgermeister Schmahl weiß, wovon er spricht: hatte der Dorfladen als Teil des MarktTreffs doch auch schwere Zeiten zu überstehen. Mit entscheidend sei jedoch eine gemeinsam getragene Haltung aus der Gemeindevertretung heraus, um die Nahversorgung im Dorf dauerhaft zu erhalten.


Oliver Ohm von der BBE Handelsberatung, Mitglied des Projektteams der „Neuen Dorfmitte MV“, stellte in seiner aktuellen Analyse nach Bereisung der meisten Standorte heraus, dass sich die fast 50 Dorfläden während der Pandemiezeit und vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine mit seinen wirtschaftlichen Folgen gut behauptet oder sogar entwickelt hätten. Dabei sei hilfreich gewesen, dass auch aufgrund der Förderung durch die Landesinitiative sich der Energieverbrauch und damit die entsprechende Kostenrelation positiv entwickelt hätten. Aktuell werde die Energiefrage aber zur Kernfrage. Ohm riet ausdrücklich dazu, das kostenfreie Angebot der LEKA (Landesenergie- und Klimaschutzagentur MV) zur Energieberatung zu nutzen, um Möglichkeiten zur Reduzierung des Energieverbrauchs auszuloten. Zudem sei es hilfreich, anhand von Checklisten (beispielsweise des Handelsverbandes Nord oder der IHK) eventuelle Schwachpunkte selbst aufzuspüren und abzustellen.

 

LEKA bietet kostenlose Energieberatung für Läden der Neuen Dorfmitte MV – 4. Netzwerktreffen

Landesenergie- und Klimaschutzagentur MV präsentierte Strategien und Tipps auf landesweitem Netzwerktreffen

Das erste Netzwerktreffen der Landesinitiative „Neue Dorfmitte MV“ im Jahr 2022 beleuchtete jetzt das Thema „Gut fürs Geschäft: Energie einsparen! Richtig planen!“ – mit aktuellen Erfahrungen aus Dorfläden in Mecklenburg-Vorpommern und wertvollen Hinweisen von Energie- und Klima-Fachleuten der LEKA, der Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie fand der landesweite Austausch am 23. Februar 2022 noch als Video-Konferenz statt. Tanja Blankenburg aus dem Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit äußerte aber gleich zu Beginn der digitalen Zusammenkunft die Hoffnung, dass das nächste Treffen wieder in Präsenz stattfinden könne.

Nach Bildung der neuen Landesregierung sei die Landesinitiative Neue Dorfmitte MV nun im „Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit“ beheimatet, erläuterte Tanja Blankenburg. Gemeinsam mit Michael Nerius verantwortet sie das Projekt, nachdem die Mitinitiatorin und langjährige Zuständige Irmtraud Kunkel in den Ruhestand gegangen sei.

Stromverbrauch, Photovoltaik, Kühltruhen, Klimaanlagen, Lichtplanung – die Teilnehmenden schilderten in einer Auftaktrunde sehr anschaulich, welche energetischen Themen sie in ihren Dorfläden beschäftigen oder wie sie sinnvolle und kostensenkende Lösungen gefunden haben.

Für Andrea Boldt vom genossenschaftlich betriebenen Bernitter Dorfladen (Landkreis Rostock) ist eine Herausforderung, dass Kühlgeräte und Klimaanlage jeweils mit Stromeinsatz „gegeneinander“ arbeiteten, um die Temperatur im Laden für Waren sowie Kundinnen und Kunden auf einem sinnvollen Niveau zu halten.
Marco Woydt, der seinen Laden „Ostseekaufmann Neuburg“ seit Dezember 2021 als Neue Dorfmitte in Neuburg (Landkreis Nordwestmecklenburg) betreibt, schilderte dagegen, dass gerade das gut aufeinander abgestimmte „Miteinander“ von Kühlgeräten und Klimaanlage wirtschaftlich für ihn vorteilhaft sei: konstante Temperatur bedeute auch längere Lebenszeit der technischen Geräte.

Bernd Wruck vom Frische- und Gartenmarkt Kuchelmiß (Landkreis Rostock) berichtete, dass er überlege, über Solarenergie gewonnenen Strom zu speichern, um ihn zu anderen Zeiten als der Erzeugung nutzen zu können. Aber er sei sich unter kaufmännischen Gesichtspunkten noch nicht sicher. Ein Gedanke, den Wruck nach Ansicht von Energieexperte Arne Rakel von der LEKA zu Recht kritisch hinterfrage. Gerade als Unternehmen müsse stets auch die Wirtschaftlichkeit betrachtet werden – und die sei bei den heutigen angebotenen Speichermedien nicht automatisch gegeben. Der Fachmann plädierte deshalb dafür, in erster Linie den direkten Eigenverbrauch einzuplanen und Überkapazitäten mit zumindest kleinem Gewinn ins Netz einzuspeisen.

Diplom-Ingenieur Arne Rakel zeigte im Anschluss an die Auftaktrunde das im Rahmen der Kampagne „MV effizient“ kostenlose Leistungsspektrum der Landesenergie- und Klimaschutzagentur auf, das sie Unternehmen wie den Dorfläden der Neuen Dorfmitte MV bietet (Präsentation). Dies reicht von individueller Einschätzung der Situation vor Ort bis hin zu konkreten Vorschlägen für ein energie- und kostensparendes sowie klimaschonendes Vorgehen, aber auch zielführenden Förderhinweisen. Am sinnvollsten sei stets ein Vor-Ort-Termin, um die Situation richtig einordnen zu können. Denn nicht immer sei alles technisch Mögliche auch wirtschaftlich das Sinnvollste. Das bestätigte auch Oliver Ohm (BBE Handelsberatung), der zum Projektteam der Neuen Dorfmitte MV gehört. Grundsätzlich würden die fast 50 Läden der Neuen Dorfmitte MV beim Energieverbrauch im Bundesdurchschnitt liegen, Verbesserungen seien aber an vielen Standorte noch denkbar und sinnvoll.

Zur Vorbereitung eines Vor-Ort-Termins hat die LEKA einen speziellen Energiedaten-Steckbrief für Dorfläden entwickelt, der im Vorfeld mit vorhandenen oder aktuell gewonnen Daten im Zusammenhang mit Energieverbrauch gefüllt werde. Diese Vorarbeit liefere eine gute Basis für die weitere Beratung. Der Energiedaten-Steckbrief der LEKA ist hier downloadbar.

Energieexperte Rakel ermunterte die Teilnehmenden des Austauschs (wie auch andere Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern), das Angebot der LEKA für sich zu nutzen. Einer, der dies bereits mit Erfolg getan hat, ist Bernd Kleist vom Dorfladen Gessin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Mittlerweile hat er eine ganze Reihe von energetischen Maßnahmen in der Kombination aus Laden und kleinem Café umgesetzt und dadurch Kosten gesenkt: Photovoltaik, Fußbodenheizung mit einzeln ansteuerbaren Heizfeldern, begehbarer „Einkaufs-Kühlraum“, Wärmerückgewinnung der Kühlanlage. Kleists Empfehlung: jede mögliche Fläche für Solarenergieerzeugung nutzen. So werde für den Dorfladen 43 Prozent des Stroms derzeit selbst erzeugt. Und bei der Heizung werde durch die Wärmerückgewinnung ein Deckungsgrad von 60 Prozent erreicht. Lediglich im Winter müsse noch eine Zusatzheizung eingeschaltet werden.

Die „Neue Dorfmitte MV“ zu Gast in Lüchow - 3. Netzwerktreffen

Am 18. September 2021 war Lüchow, Ortsteil der Gemeinde Altkalen, Veranstaltungsort des dritten Netzwerktreffens der Neuen Dorfmitte MV. Mit dem Dorfhaus, Judiths Dorfladen und Café Funk bot der beschauliche 60-Einwohner-Ort ideale Voraussetzungen für einen Erfahrungsaustausch, an dem neun Dorfladenbetreiber- und betreiberinnen teilnahmen.

Unter der Moderation von Ingwer Seelhoff (ews group, Lübeck) betonten Bürgermeisterin Renate Awe und Landesentwicklungsminister Christian Pegel zu Beginn des Treffens die Bedeutung von kleinen Dorfläden im ländlichen Raum, die neben ihrer Versorgungsfunktion auch die soziale Mitte eines Ortes bilden und in Zukunft weiterhin gestärkt werden müssen. In der sich anschließenden Vorstellungsrunde der Dorfläden wurde zum einen die Vielfalt und zugleich die Individualität der Läden im Netzwerk der Neuen Dorfmitte MV sichtbar. Dies wurde im Gespräch mit Minister Pegel und Dorfladenberater Oliver Ohm (BBE Handelsberatung, Hamburg) noch einmal deutlich herausgearbeitet. Genossenschaften, Vereine und klassische inhabergeführte Läden; alteingesessene oder junge Betreiber; mobile oder stationäre Dorfläden: so bunt ist die Familie der Neuen Dorfmitte - jeder Ort benötigt einen auf seine Gegebenheiten und Kundenansprüche zugeschnittenen Dorfladen.

Sehr anschaulich wurde dies im weiteren Verlauf des Treffens am Beispiel von „Judiths Dorfladen“ am Tagungsort in Lüchow, der erst vor wenigen Monaten eröffnete. Architektonisch eine Meisterleistung, konzeptionell etwas Modernes und Zukunftsweisendes, so präsentiert sich der Dorfladen in der neu geschaffenen Ortsmitte von Lüchow. Das Besondere an dem nur teilweise mit Personal besetzten Dorfladen ist auch, dass rund um die Uhr eingekauft werden kann. Der Zutritt sowie der Bezahlvorgang erfolgen über eine personifizierte Karte bzw. per Fingerabdruck. Die kostenschonende Betreiberstruktur ist dabei Basis für die Wirtschaftlichkeit des Dorfladens.

Um Wirtschaftlichkeitsaspekte ging es dann auch im letzten Teil des Netzwerktreffens. Oliver Ohm, der im Laufe des Jahres nahezu alle 48 geförderten Dorfläden des Landes besuchte und in wirtschaftlichen Fragen beriet, informierte über Erfahrungen seiner Dorfladenbesuche. Es wurde deutlich, dass wichtige Kennzahlen wie Umsatz, Handelsspanne, Personalkosten, Energiekosten sowie Raumkosten von einigen Dorfladenbetreibern noch zu wenig berücksichtigt werden. Hier sieht Herr Ohm in Zukunft noch Beratungsbedarf, um die Dorfläden nachhaltig zu unterstützen. Ebenfalls wurden Themen angesprochen, die für Dorfläden zukünftig an Bedeutung gewinnen werden. Dabei handelt es sich bspw. um das Thema Energieeffizienz, bei dem die Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern GmbH (LEKA MV) im Rahmen der „Neuen Dorfmitte MV“ verstärkt eingebunden werden kann. Weiterhin wird die Digitalisierung einen zunehmenden Stellenwert einnehmen. Vereinzelt befassen sich bereits einige Dorfläden mit der Umsetzung digitaler Konzepte, wie Online-Shops und digitale Kassensysteme. Hier warten auf die Dorfläden mit Blick in die Zukunft noch Herausforderungen.

Das Thema Marketing griff am Ende des Treffens Markus Reich (13 Grad, Neubrandenburg) auf. Analoge und digitale Vermarktungsmöglichkeiten bieten die Chance für Dorfläden, sich noch besser zu präsentieren. Diesbezüglich schlug Herr Reich vor, das Thema beim nächsten Netzwerktreffen zu platzieren.

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